Das ziemlich perfekte Stechen: Guerdat siegt in Klein Flottbek
Hamburg – Fast vier Monate hatte Venard de Cerisy Turnierpause, hat mit 1,30-Meter-Springen wieder angefangen und war in Hamburg in seinem ersten großen Parcours der Saison am Start: im Agria Flottbek 5 Star, der Qualifikation zum Longines Grand Prix of Hamburg. Unter dem Sattel von Olympiasieger Steve Guerdat aus der Schweiz hat der 15-jährige WM- und Olympiaspringer gewonnen. Fehlerfrei in 37,60 Sekunden ließ er den anderen zehn Stechteilnehmern keine Chance.
„Ich bin immer sehr kritisch mit mir selbst, aber das Stechen habe ich, glaube ich, ziemlich perfekt erwischt“, resümierte der Sieger. „Venard ist grundschnell und es hat alles super gepasst.“ Er habe erst nach den ersten beiden Sprüngen im Stechen gewusst, was er riskieren kann, eben weil Venard diese lange Pause hatte. „Im Umlauf sprang er gut, aber ich habe gemerkt, dass er noch ein bisschen eingerostet ist, aber im Stechen fühlte er sich noch besser an und hat noch besser reagiert als ich erwartet habe.“ Er habe schon im vergangenen Jahr gesagt, dass dieses Pferd mit dem Alter immer besser werde, das zeige sich dieses Jahr noch mehr. „Der Anfang mit diesem Pferd war schwierig, aber was er für uns schon geleistet hat, ist der absolute Wahnsinn. Er hat immer alles für uns gegeben.“
Venard ist zu Hause der ‚Schatz des Teams‘, ebenso wie Arlo in seinem Stall in Dagobertshausen. ‚Arlo‘ ist der 14-jährige Franzose Arlo de Blondel, das Spitzenpferd von Nicola Pohl. Mit 0,89 Sekunden Rückstand setzte sich das Paar hinter Guerdat auf Platz zwei. „Für mich ist dieser Erfolg einer der berührendsten in meiner Laufbahn“, freute sich die 28-Jährige aus dem hessischen Dagobertshausen. „Einfach wegen der Atmosphäre, weil es mit Arlo war und weil es sich fast wie ein Sieg anfühlt.“ Arlo sei ein ganz besonderes Pferd. Mit ihm habe sie die Chance, auf Fünf-Sterne-Turnieren vorne platziert sein zu können. Er sei schnell und clever. „Arlo ist tatsächlich einer, der von Atmosphäre lebt: Umso mehr Leute ihn anfeuern, umso größer wird er. Dann kommt er mit stolzer Brust rein und liebt es, in der Siegerehrung bejubelt zu werden. Dann geht mir das Herz auf und ihm auch.“
Elf Paare waren im Stechen des Agria Flottbek 5 Star am Start und es ging direkt gut los: Philip Rüping legte mit Baloutaire PS eine fehlerfreie, sehr flotte Runde vor – in 41,81 Sekunden. „Man hätte am Ende nicht gedacht, dass er der langsamste Nuller des Stechens sein wird“, schmunzelte Paul Schockemöhle am Rande, „aber Pferde und Reiter werden immer besser.“ Tatsächlich schien jeder Ritt den nächsten Reiter noch mehr anzuspornen, das Tempo des Stechens ging von flott über schnell bis nahezu perfekt. Auf Rang drei landete im Endeffekt Kendra Claricia Brinkop mit In Time und 38,79 Sekunden.
Im Longines Grand Prix of Hamburg am Samstag wird Guerdat nicht noch einmal Venard satteln, sondern die elfjährige Lancelotta. „Sie ist ein relativ neues Pferd von mir, in die ich ziemlich große Hoffnungen setze“, erklärt Guerdat. „Der Große Preis hier in Hamburg wird unser bisher schwierigstes Springen mit ihr.“ Auch Arlo wird am Samstag nicht mehr an den Start gehen. „Eigentlich wollte ich ihn morgen noch mal reiten, aber er war so gut, er kriegt morgen frei und im Großen Preis sattele ich mein anderes Pferd, Catz de Sulpice.
„Hamburg ist ein großes Fest“
Im vergangenen Jahr hatte Guerdats Zitat für Schlagzeilen gesorgt, das den Hamburger Derby-Park mit Disneyland verglich, in diesem Jahr erklärte der Weltklassereiter: „Ich genieße dieses Turnier – natürlich das Reiten, aber auch alles drumherum. Hamburg ist ein großes Fest. Die Leute sind nicht hier, weil sie hier sein müssen, sondern weil sie wollen. Man spürt die Euphorie, Familien und Kinder sind da, es ist eine nette Pferdewelt-Stimmung – das liebe ich über alles.“
Pony-Finalisten und gigantische Kulisse
In der zweiten Qualifikation zum Deutschen Pony-Dressur-Derby dominierte auch die Siegerin der ersten: Ava Müller mit Steendieks Morgenstern Dalai, heute mit 72,520 Prozent und in Einigkeit aller drei Richter. Platz zwei ging ebenfalls in beiden Prüfungen an Mats Buck und Dancing Sun HF. Dritte wurde in der zweiten Qualifikation Emily Schirrmacher auf Carlo. Somit sind diese Drei auch die Finalisten für das Pony-Dressur-Derby 2024, präsentiert von Selleria Equipe am Sonntag.
„Ich freue mich riesig, in dieser tollen Kulisse reiten zu dürfen“, strahlte die 14-jährige Ava. „Das ist hier was ganz Besonderes, das gibt es bei Ponyturnieren sonst nirgendwo in Deutschland.“ Und voller Stolz lobte sie ihren Ponypartner: „Er war so brav – trotz der ganzen Zuschauer.“ Ein bisschen hatte sie auf den Einzug ins Finale gehofft und gesteht: „Ich habe Zuhause geübt, andere Ponys zu reiten und freue mich jetzt sehr darauf, die anderen Ponys im Finale kennenzulernen.“ Und der ebenfalls 14-jährige Mats Buck erklärte: „Es ist ein abnormales Gefühl, wenn man da rein reitet, sich umguckt und sieht, dass die Tribünen randvoll sind – das ist gigantisch.“
Das Finale des Pony-Dressur-Derbys präsentiert von Selleria Equipe beginnt am Sonntag ab 9.15 Uhr in der Anrecht-Investment Dressurarena.
Tickets gibt es nur noch vor Ort an der Tageskasse am Derby-Park.
Weitere Informationen über den Turnierklassiker in Hamburg Klein Flottbek finden Sie im Internet: www.hamburgderby.de und auf Social Media: Instagram @deutschesspringunddressurderby oder Facebook: Deutsches Spring- und Dressur-Derby.
(KiK/ Equiwords)